Als Hochzeitsfotografin sehe ich viele emotionale, wunderschöne und auch chaotische Momente. Aber selbst zu heiraten? Das war nochmal eine ganz andere Erfahrung.
Die größte Herausforderung? Den richtigen Fotografen oder die richtige Fotografin zu finden. Ich wusste genau, was ich wollte – und was nicht. Ich suchte jemanden mit einem ähnlichen Blick für Details, für echte Emotionen, für das Ungestellte. Und jemanden, dessen Stil mir nicht nur gefällt, sondern auch zu uns passt. Das war schwieriger, als gedacht.
Was mich richtig geärgert hat: Angebote, die völlig intransparent waren. Wir haben teilweise stundenlange Gespräche geführt, zig Mails geschrieben, Videocalls geführt – nur um am Ende einen Preis jenseits der 10.000 Euro für ein paar Stunden fotografische Begleitung genannt zu bekommen. Ohne vorherige Preisnennung.
Ganz ehrlich? Das ist respektlos gegenüber der Zeit und den Erwartungen von Brautpaaren. Genau deshalb kommuniziere ich meine eigenen Preise klar und transparent – damit niemand sich ärgern muss oder falsche Hoffnungen entstehen. Für mich ist das eine Frage von Fairness.
Für unsere freie Trauung auf Norderney hatten wir dann doch noch Glück: Wir haben einen großartigen Fotografen gefunden, der unsere Werte teilt und den gleichen Blick für das Wesentliche hat. Es war einfach stimmig – menschlich wie fotografisch.
Das Standesamt? Das war für uns eher der „Pflichtteil“. Wir hatten dort bewusst erst keine fotografische Begleitung geplant, aber dazu gleich nochmal mehr... Für uns war die freie Trauung das eigentliche Herzstück unserer Hochzeit – mit Emotionen, persönlichen Worten und ganz viel Wir.
In einer Fotograf*innengruppe fragte eine Anfängerin, wie sie an ihre erste Hochzeit kommen könne – sie wolle gerne üben. Da unsere standesamtliche Trauung ohnehin eher als formeller Teil gedacht war, bot ich ihr an, uns zu begleiten.
Wir holten sie einen Tag vorher vom Bahnhof ab, fuhren gemeinsam zum Hotel, damit sie nicht mit Gepäck durch die Gegend laufen musste. Danach sind wir gemeinsam zur Fotolocation gefahren, haben den Ablauf besprochen und sind abends essen gegangen – natürlich auf unsere Einladung. Sie durfte alles fragen: zu Kameraeinstellungen, Abläufen, Kund*innenkommunikation, Gewerbeanmeldung – wirklich alles. Ich wollte, dass sie die Chance bekommt, zu lernen.
Am Tag der Trauung lief alles gut. Kurz darauf bekamen wir ein paar Bilder zugeschickt. Doch dann – Funkstille. Erst hieß es, der Laptop sei kaputt. Dann: Auch der Ersatz funktioniere nicht. Acht Wochen nach der Trauung fragte ich freundlich nach dem Stand der Dinge – und stellte fest, dass Sie mich überall geblockt hat.
Nachdem ich ihr dann mit dem Fotoaccount schreiben konnte, kamen ein Bruchteil der Bilder als kleine jpegs. Ohne ein Wort. Keine Entschuldigung, kein Danke, aber zumindest auch keine weiteren Hinhalteversuche.
Fehler können passieren, Bilder nicht gut werden. gerade bei Anfängern....aber dann muss man offen kommunizieren. Diese Art und Weise war leider sehr respektlos.
Man lässt jemanden an einem der wichtigsten Tage im Leben teilhaben, investiert Zeit und Vertrauen – und wird so behandelt? Ein harter Dämpfer.
Mein Learning: So schön es ist, andere zu unterstützen – wählt gut aus, wem ihr diese Gelegenheit gebt. Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um Verlässlichkeit, Respekt und Wertschätzung.
Ein paar Tage später fand unsere freie Trauung auf Norderney statt – und es war einfach perfekt.
Schon beim Getting Ready war unser Fotograf dabei. Der First Look – nur wir zwei, ganz für uns – war einer der emotionalsten Momente des Tages. Im Anschluss machten wir das Paarshooting, ebenfalls nur zu zweit. Diese Zeit ganz ohne Gäste war so wertvoll. Danach ging es an den Strand, wo unsere Gäste bereits auf uns warteten.
Unsere Trauzeugen zogen zuerst ein, verteilten Getränke – dann kam mein Mann, dann ich.
Die Zeremonie war persönlich, gefühlvoll, voller Lachen und Tränen. Genauso hatten wir es uns gewünscht.
Nach der Gratulation zogen wir uns nochmal mit dem Fotografen in die Dünen zurück – für ein paar ruhige Bilder in dieser besonderen Atmosphäre.
Dann die Überraschung für unsere Gäste: Die Bömmelbahn holte uns direkt am Strand ab! Eine kleine Inselrundfahrt mit Fotostopp – wir hatten so viel Spaß und unsere Hochzeitsgesellschaft auch. Die Stimmung war ausgelassen, fröhlich, voller Liebe.
An der Location angekommen, verabschiedete sich unser Fotograf. Für den Rest des Abends übernahmen die Fotobox, mein Schwager – und ich selbst, denn so ganz ohne Kamera kann ich dann doch nicht.
Der emotionalste Moment des Abends war für mich der Briefmoment. Jeder einzelne Gast hatte von uns einen persönlichen Brief bekommen. Als sie alle gleichzeitig geöffnet wurden – da blieb kein Auge trocken. Und auch kein Brief lag am Ende des Abends noch auf dem Tisch. Dies war ein Gastgeschenk, welches von Herzen kam und dankend mit nach Hause genommen wurde - es muss also nicht immer teurer Kitsch sein. Es war einfach magisch.
Nach dem Essen wurde getanzt – und wie! Die Party war wild, voller Energie, voller Liebe. Genau so wollten wir es. Genau so war es richtig.
Rückblickend bin ich sehr dankbar für diese Erfahrungen – auch wenn sie mich an manchen Punkten fast zur Verzweiflung gebracht hat. Ich habe dabei nicht nur viel über Hochzeitsplanung gelernt, sondern auch nochmal bestätigt bekommen, wie wichtig Transparenz, Empathie und Vertrauen in diesem Job sind.
Wenn ihr also gerade selbst auf der Suche seid – egal ob als Brautpaar oder Dienstleister*in – denkt daran: Es geht nicht nur um schöne Bilder. Es geht um Menschen, um Vertrauen und um ein gemeinsames Verständnis. Und das ist unbezahlbar – im besten Sinne.
Do!
Don't!